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Beim Entwickeln von Carbon-Felgen kommt es vor allem darauf an, den Spagat zwischen der optimalen Steifigkeit und Flexibilität zu erreichen. Natürlich muss eine Carbon-Felge leicht sein, jedoch auch robust genug, damit man lange an ihr Freude hat. 

Wie auch unsere anderen Komponenten, werden alle unsere Felgen mit der Finite-Element-Methode simuliert. So können wir schon ganz am Anfang der Entwicklungsphase ausloten, welche Eigenschaften die jeweiligen Felgentypen aufweisen müssen, um ihre Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. Verglichen mit der Konkurrenz stellen wir so Carbon-Felgen her, die bis zu 30% robuster sind, bei ähnlichem Gewicht. Besonders deutlich wird dies im Enduro- und Downhill Bereich, wo es nicht mehr alleinig auf das Gewicht, sondern speziell auf die Robustheit ankommt.

Beim näheren betrachten der Vielfalt von Carbon-Felgen, fallen einige ausgefallene Technologie-, System- oder Konzeptnamen auf. Sie klingen interessant, erklärt werden sie selten und verstehen tut sie eigentlich niemand. Wir möchten darauf verzichten, da wir der Ansicht sind, dass es eigentlich nur auf Basics im Engineering ankommt. Gerne geben wir euch einen Einblick auf die Bereiche, auf die es unserer Meinung nach wirklich ankommt:

FELGEN GEOMETRIE
Der geometrische Effekt hat großen Einfluss auf das Impactverhalten und bleibt bei der Konkurrenz gerne ungeachtet. Von einer runden U-Form zu einer spitzen V-Form gibt es viele Abstufungen mit gewissen vor und Nachteilen. Unsere Felgen wurden alle so konstruiert, dass sie bezogen auf ihr jeweiliges Einsatzgebiet eine belastungsgerechte Geometrie aufweisen. Das spart zum einen Gewicht und gibt Robustheit dort, wo sie benötigt wird.

AUSLEGUNG FELGENHORN 
Um mehr Grip im Gelände zu haben wird mit immer weniger Luftdruck im Reifen gefahren. Dadurch kommt es auch vermehrt zu „Durchschlägen“ auf die Felge, bei denen das Felgenhorn teils extrem Impact-belastet wird. Daher muss das Felgenhorn in Geometrie und Werkstoffverhalten Impact-gerecht, auf die Einsatzart bezogen, ausgelegt werden, damit nicht nur viel Impactenergie im Fall eines Durchschlags absorbiert, sondern auch ein gutmütiges Bruchverhalten im Versagensfall garantiert werden kann.

LAYUP DER CARBON-LAGEN
Das Layup ist definiert durch die Art des benutzten Materials und der Anzahl und Faserorientierung der Lagen. Grundlegend gilt: Material wird dort eingesetzt wo es benötigt wird. Aber viel hilft nicht immer viel. Durch einen gezielten Einsatz kann nicht nur die Robustheit, sondern auch das Deformationsverhalten, sprich die Flexibilität der Felge beeinflusst werden. Auch hier haben wir uns am jeweiligen Einsatzgebiet der Felge orientiert.

VERSTÄRKTER NIPPELSITZ
Das Laminat im Bereich des Nippelsitzes ist lokal verstärkt, sodass es bei deutlicher Überlastung zum Speichenbruch kommt, anstatt einem Speichenausriss und somit zu einer Beschädigung des Felgenlaminates. Denn das Auswechseln einer Speiche ist zwar lästig, aber lange nicht so kostenintensiv wie eine neue Felge. Die Speichenlöcher und das Ventilloch werden gefräst und nicht gebohrt. Das ist Materialschonender und wirkt frühzeitigen Delaminationen der Lagen untereinander entgegen. Außerdem achten wir auf richtungsgefräßte und asymmetrisch angeordnete Speichenlöcher zur gleichmäßigeren Verteilung der Speichenspannung. Denn eine ungleichmäßige Belastung der Speichen wird auch auf die Felge übertragen und wirkt sich nachteilig aus. Das macht auch eine winkelgerechte Einbettung der Nippel problemlos möglich.

ABGESTIMMTE DIMENSIONIERUNG
Eine sinnvolle Abstimmung dieser einzelnen Profil-Bereiche untereinander, ohne das jeweilige Einsatzgebiet der Felge zu vergessen, ist unabdingbar. Das heißt, es sollte kein Bereich überdimensioniert sein. Ein übertriebenes Layup des Felgenkörpers nützt der Langlebigkeit nicht, wenn die Felgenhörner nicht ebenso einsatzgerecht ausgelegt sind. Denn was will man mit einer bocksteifen Felge, wenn das Felgenhorn beim ersten Durchschlag bricht? Es ist auch unnötig eine Rennradfelge so auszulegen, dass sie auf Trails gefahren werden kann. Dafür gibt es Gravelfelgen. 
Um es auf den Punkt zu bringen: Es kommt auf eine ganzheitliche, und systemische Betrachtung beim Konstruieren und Fertigen der Felge an.